Demeter und Persephone – das Erwachen der erotischen Liebe

Der Mythos von Demeter und Persephone beschreibt sehr plastisch den archetypischen beiderseitigen Ablöseprozess in der Mutter-Tochter-Beziehung als Voraussetzung für gelingende erotische Liebesbeziehungen. Als Töchter werden wir geboren und müssen uns später eines Tages von unseren Müttern trennen, um ganz Frau werden zu können.

Im Mythos ist es Hades, der die erwachende junge Frau verführt und der Mutter entreißt. Im Leben sind es unsere Verliebtheiten, die uns ans andere Ufer führen und von den Eltern ablösen. Dann werden wir Mütter und müssen uns schließlich wieder von unseren Kindern lösen, wenn diese ihre eigenen Wege gehen.

Der Mythos konfrontiert mit den verschiedenen Stationen weiblicher Individuation. Er erzählt von Persephone, die von Hades, dem Gott der Unterwelt, ihrer Mutter weggerissen und in die Unterwelt entführt wird. Hierbei handelt es sich um die verwandelnde Erfahrung des „Mädchens“ in der Begegnung mit der Welt der Männer, – die für die Tochter oft als bedrohlich erlebt wird – in deren Folge aber die Frau in ihr geboren wird.

Der Mythos beschreibt den Phasenübergang der weiblichen Individuation von der abhängigen Tochter zur erwachsenen Geliebten auf Augenhöhe. Er lässt sich auch deuten als ein allgemeines Phänomen von Verlust, Schmerz, sehnsüchtiger Suche, Verzweiflung und schließlich Verwandlung und Erneuerung.

Während des Seminars wollen wir diese verschiedenen Phasen des Mythos in kleinen dramatischen Inszenierungen durchleben.